22.2 Was haben Sie als größte Herausforderung empfunden? HEINZ LIPSKI: Für mich war die presbyteriale Ordnung des Kirchenkrei- ses An der Ruhr die größte Herausforderung. Sie kannte ich in dieser Form aus Husum nicht. HARTWIG KISTNER: Gemeinsam mit den Mitarbeitenden die finanzielle Stabilisierung und die Modernisierung des Werkes sowie Strukturen und Arbeitsprozesse zu entwickeln, die sich an der Notlage der Klient*innen und dem Ziel der guten Wirksamkeit unserer Arbeiten orientieren. Was war Ihnen als Geschäftsführer immer besonders wichtig? HEINZ LIPSKI: Mir war es stets ein Anliegen, dass wir Kontakt zu den Gemeinden und der Kirche halten. Wir sind Teil der evangelischen Kirche und müssen uns als solchen begreifen und begriffen werden. Außerdem habe ich stets Wert auf den kollegialen Austausch gelegt. Es war mir wich- tig, dass alle Abteilungen sich kennen, unterstützen und eine Einheit bilden. Außerdem war für mich eine intensive Pressearbeit von Bedeutung. Man muss über Diakonie reden. BIRGIT HIRSCH-PALEPU: Ich möchte immer im Zusammenspiel mit den Kolleg*innen agieren. Das schließt ein wenig den Kreis zu dem, was ich zu Beginn sagte, nämlich, dass die Diakonie meine berufliche Heimat ist. Hier habe ich stets Menschen gefunden, die Wege mitgehen. Mir ist der Kon- takt zu den Mitarbeitenden wichtig, um zu spüren, wie geht es, was pas- siert an der Basis, was brauchen die Menschen tatsächlich, um daraus unsere Angebote zu entwickeln. Das gilt in der aktuellen Zeit mehr denn je. Die Corona-Pandemie hat allen viel abverlangt, unseren Mitarbeitenden natürlich, denn wir haben unsere Angebote durchweg vorgehalten, hatten auch im Lockdown nie ganz geschlossen. Aber wir spüren, dass die Men- schen nun mit anderem Ballast kommen und das wird in den nächsten Monaten noch mehr werden. Mit Blick darauf möchte ich – in Zusammen- arbeit mit den Abteilungen – Hilfeangebote entwickeln. Denn genau diese Möglichkeit und Entfaltungsfreiheit verbinde ich mit dem Diakonischen Werk. HARTWIG KISTNER: Den Mitarbeiter*innen die Gestaltung ihrer Arbeit – orientiert an fachlicher Qualität und in stetiger Rückkoppelung – selbst in die Hand zu geben: das heißt mit Kompetenz, Verantwortung und mit ho- hem Berufsethos in der Durchführung. Der ›innere Funke‹ qualifizierter Fachkräfte ist die wesentliche Ressource, die es in der psycho-sozialen Arbeit gibt, der Wirksamkeit erbringen kann. Die Klient*innen stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit, an ihrem Leid orientieren wir uns – und das sowohl mit persönlichem Einsatz als auch mit professioneller Fachlichkeit. Im immer wieder neu auszulotenden menschlichen Maß des Mitschwin- gens, um wirksame Lebenshilfe leisten zu können. Gleichzeitig ist der rich- tige Modus an Abgrenzung wichtig, damit man nicht untergeht im Leiden des uns anvertrauten Menschen. All das ist ein schmaler Grat, eine hohe Kunst, eine große Anforderung, auf die sich unsere Mitarbeiter*innen ein- lassen. Was waren die ersten Aufgaben, die Sie als Geschäftsführer/Geschäftsführerin angegan- gen sind? HEINZ LIPSKI: Zuerst habe ich mit den Pfarrern im Kirchenkreis gesprochen, um zu erfahren, was gebraucht wurde. Dabei stellte sich heraus, dass die Pflege ein Problem war und dass An- gebote für Nichtsesshafte gewünscht wurden. Das habe ich zu meinen Schwerpunkten ge- macht. HARTWIG KISTNER: Gemeinsam mit dem da- maligen Superintendenten Pfarrer Kastrup wur- de eine Perspektive der Modernisierung für das Diakonische Werk entwickelt, in der auch die Arbeit mit den Gemeinden abgestimmt wurde. Das gemeinsam festgelegte Ziel für das Diakoni- sche Werk war maßvolles Wachstum – und zwar bedarfsorientiert, stabil refinanziert und vor allem stets transparent. Dazu gehörten ein Fach- und Raumkonzept, das im Jahr 2000 erstellt wurde und in seiner Fortschreibung dazu geführt hat, dass unter Superintendent Pfarrer Hitzbleck das Zentrale Dienstgebäude am Hagdorn 2008/2009 komplett saniert wurde. BIRGIT HIRSCH-PALEPU: Die aktuelle Situa- tion bringt verschiedene Themen mit, die mich derzeit beschäftigen und die ich angehe. Da ist natürlich die Corona-Pandemie, die uns und unseren Klientinnen und Klienten seit anderthalb Jahren viel abverlangt. Verbunden damit ist die Digitalisierung, die mir persönlich sehr wichtig ist und die ich seit Jahresbeginn gezielt voranbrin- ge. Der Fachkräftemangel ist zudem eine sehr große Herausforderung: Bei Stellenausschrei- bungen spüren wir das zunehmend. Wichtiges und ebenfalls herauforderndes Thema bleibt der Bereich ›Finanzen‹. Man spürt, dass der Ton da rauer wird.