Zeynep Kahveci und Barbara Sund

Diakonisches Werk
im Evangelischen Kirchenkreis An der Ruhr

Hagdorn 1a
45468 Mülheim an der Ruhr    [auf Karte anzeigen]

Das Diakonische Werk ist erreichbar:
montags, dienstags, freitags: 7.30 - 16.30 Uhr
mittwochs: 7.30 - 13 Uhr
donnerstags: 7.30 - 18 Uhr

Ansprechpartnerin:

Birgit Hirsch-Palepu, Leiterin Abteilung Soziale Dienste
Tel.: (0208) 3003-225
E-Mail: hirsch-palepu[at]diakonie-muelheim.de



Kinderstube wird zum Treffpunkt für Mütter

Jeden Mittwochnachmittag wird die Kinderstube zum Müttertreff. Einmal in der Woche laden Caritas und Diakonisches Werk gemeinsam Frauen, die in der Dümptener Flüchtlingsunterkunft leben und deren Kinder in der dortigen Kinderstube der Mülheimer Diakonie betreut werden, zu einem informativ-geselligen Nachmittag rund um das Thema „Gesundheit“ ein. Heilpraktikerin Barbara Sund informiert dann im Auftrag der Caritas zu wechselnden Themen und steht als Gesprächspartnerin bereit. Seit drei Monaten läuft das vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) finanzierte Kooperationsprojekt und die Verantwortlichen können eine positive Zwischenbilanz ziehen.

Kulturelle Unterschiede überbrücken, geflüchtete Frauen mit einem ihnen unbekannten Gesundheitssystem vertraut machen und ihnen allgemein Tipps in Sachen „Gesundheit“ geben, wollten die Mitarbeiterinnen der Schwangerenberatung der Mülheimer Caritas-Sozialdienste e.V. und beantragten daher Fördermittel beim LVR. Die bewilligte Zusatzförderung ermöglichte es, zwei Kurse einzurichten, berichtet Anne Genau, die bei der Caritas Koordinatorin für das Ehrenamt ist: „Eine haben wir Caritas-intern organisiert; dabei bereitet eine Hebamme Schwangere auf die Geburt in Deutschland vor. Doch für die zweite wollten wir gerne auf bestehende Strukturen zurückgreifen. Da ich die Kinderstube kannte, habe ich Kontakt zur Diakonie gesucht.“

Dort traf sie auf offene Türen, berichtet Gabriele Becker-Albrecht, die das Projekt für das Diakonische Werk koordiniert: „In unseren Kinderstuben betreuen wir je neun Kinder von Geflüchteten im Alter von einem Jahr bis drei Jahren. Zum Konzept gehören dabei spezielle Bildungsangebote für die Eltern, die regelmäßig stattfinden sollen. Deshalb waren wir vom Vorschlag, ein gemeinsames Angebot zu schaffen, gleich begeistert.“ Die Caritas stellt also die Fachkraft, die Diakonie die Räume und den Kontakt zur Zielgruppe. Zudem ist das Team der Kinderstube vor Ort, gestaltet den Nachmittag mit und betreut Kinder der Teilnehmerinnen.
 
Um die fünf Frauen kommen an jedem Mittwochnachmittag, nehmen um einen Tisch Platz und hören Heilpraktikerin Barbara Sund zu. Keine frontale Infoveranstaltung soll es sein, sondern „eine lockere Runde“, in der die Frauen lebenspraktische Tipps rund um „Alltagsthemen“ erhalten. Erkältungskrankheiten ist so eins. „Mir war es wichtig zu vermitteln, dass man nicht immer gleich zu Antibiotika greifen muss“, sagt Barbara Sund. Also hat sie nicht nur eine Rotlichtlampe mitgebracht, sondern auch Zutaten für Quarkwickel, die gleich ausprobiert wurden. Auf die Praxis und das Miteinander legt Barbara Sund Wert und dass die Frauen etwas für den Alltag mitnehmen. Ein anderes Thema, das auf großes Interesse stieß, waren Impfungen – sind da die Unterschiede im Vergleich zu den Heimatländern doch oft groß. „Ich habe allgemein vorgestellt, welche Impfungen es gibt und wie in Deutschland geimpft wird.“ Und dann prasselten Fragen auf Barbara Sund ein, denn: „Viele der Frauen haben Hemmungen, Ärzte etwas zu fragen.“

Bei Barbara Sund hingegen haben die Mütter ihre Hemmungen abgebaut. Das bestätigt Zeynep Kahveci, die als Tagespflegeperson in der Kinderstube der Diakonie arbeitet und stets bei den Gruppentreffen dabei ist: „Ich merke, dass die Frauen Barbara Sund inzwischen sehr vertrauen und ihren Rat annehmen.“ So war etwa der Schlafrhythmus von Kindern Thema in der Gruppe – und einige Frauen haben daraufhin feste Schlafenszeiten für ihre Kinder eingeführt. Doch vor allem zeigt sich das Vertrauen darin, dass die Teilnehmerinnen jetzt auch selbst Themenvorschläge machen – und dabei durchaus Intimes besprechen möchten. So hat Barbara Sund auf Wunsch der Gruppe über Verhütung aufgeklärt.

Informationen zu gesunder Ernährung und zu Zahngesundheit bereitet Barbara Sund derzeit auf. Dazu gehört auch, dass sie selbst Infobroschüren mit wichtigen Fakten erstellt, die die Teilnehmerinnen mitnehmen können. Für Anne Genau von der Caritas ist eben dieses Engagement Teil des Erfolgs: „Das Team trägt das Angebot, ohne die Damen würde es nicht klappen.“ So werden auch kulturelle Unterschiede überbückt; es sind Freundschaften über Nationen hinweg entstanden, wie Zeynep Kahveci erzählt: „Für die Frauen ist das ein Termin, an dem sie unter sich sind und sie etwas für sich selber tun können.“ Eben das war das Ziel des Angebots, auch wenn es offiziell den Titel „Eltern-Info-Treff“ trägt. „Wir merken in unserer täglichen Arbeit immer wieder, dass wir die Mütter gezielt ansprechen müssen“, sagt Gabriele Becker-Albrecht von der Diakonie. „Sonst kommen die Frauen nicht raus, sitzen nur zu Hause. Auch deshalb sind wir froh, dass es uns gelungen ist, etwas für Frauen zu installieren.“

Das Projekt ist bis Ende Februar 2018 gesichert; jedoch hoffen die Verantwortlichen, es über dieses Datum hinaus fortführen zu können.