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Wenn Eis kälter als eiskalt ist...

Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts zeigten Experimente in Broicher OGS


Es gibt Fragen, auf die können nur Kinder kommen. Und oft sind das genau die Fragen, die Erwachsene ins Schwitzen bringen. Warum ist Schnee weiß, zum Beispiel. Oder: Warum friert Wasser? Warum heißt Trockeneis Trockeneis? Die 72 Jungen und Mädchen, die in der Broicher Pestalozzi-Schule in der Offenen Ganztagsgrundschule (OGS) betreut werden und von denen etliche auch an den Winterferienspielen teilnahmen, hatten Glück; sie trafen nun einen Erwachsenen, der auf all dies eine Antwort parat hatte: Bernd Mienert vom Max-Planck-Institut (MPI) für Bioanorganische Chemie kennt sich mit Eis hervorragend aus – mit eiskaltem und noch kälterem Eis, mit trockenem Eis, mit singendem Eis und mit richtig leckerem Eis.

Die Aufbauten erinnern eher an Labor als an Klassenzimmer: Reagenzgläser, Kolben, Eimer, Styropor-Boxen, Rührmotoren und und und hat Chemielaborant Bernd Mienert aus dem Max-Planck-Institut mitgebracht. Die Experimente, die er in der kommenden Stunde zeigen wird, hat er bereits tausendfach gemacht – jedoch noch nie in einer Schule und noch nie vor so jungen Kindern, wie sie in der OGS der Pestalozzi-Schule von Mitarbeiterinnen des Mülheimer Diakonischen Werkes betreut werden. Doch als Erzieherin Stephanie Lenz im Institut nach einer derartigen Vorführung anfragte, entschieden die Wissenschaftler, das Experiment mit den Experimenten zu wagen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Der Versuch ist geglückt. Im Halbkreis sitzen die Kinder, die die erste bis vierte Klasse der Broicher Grundschule besuchen, mit bestem Blick auf die aufgebauten Gerätschaften. Drei Tage lang haben die OGS-Betreuerinnen mit ihnen bereits Programm zum Thema „Eis und Schnee“ gemacht, und es zeigt sich, dass die Sechs- bis Elfjährigen schon eine ganze Menge dazu wissen. Denn auch Chemielaborant Bernd Mienert, der an diesem Tag von den Auszubildenden Lisanne Schaller und Gerrit Messmer unterstützt wird, hat einige Fragen parat. Zum Beispiel: „Wie kalt ist Eis?“ Einen Moment überlegen die Jungen und Mädchen, dann hebt Emili den Finger: „Null Grad.“ Da kann Bernd Mienert nur loben: „Eine gute Antwort!“

Kindgerecht und anschaulich baut der Wissenschaftler seine Vorführung auf. Wenn er etwa erklärt, dass Kälte Prozesse verlangsamt, nutzt er den Kühlschrank als ein Vergleichsobjekt, das die Kinder kennen – und schiebt sofort einen Versuch hinterher. Die Auszubildenden mischen dazu jeweils dieselben Flüssigkeiten zusammen; einmal sind sie jedoch warm und einmal gekühlt. Gebannt schauen die Kinder auf die gefüllten Gläser, die auf Rührmotoren vibrieren. Plötzlich ändert die warme Flüssigkeit ihre Farbe, wird gelb, orange, braun, schwarz – und dann wieder hell. Die kalte Mischung bleibt milchig, erst viele Minuten später – die Kinder sind schon beim nächsten Experiment – wechselt auch sie die Farbe. Die Kinder sind beeindruckt und nicken, als Bernd Mienert zusammenfasst: „Wenn's kalt ist, laufen Reaktionen langsamer ab.“

Trockeneis haben die Forscher außerdem dabei. Minus 78 Grad ist das kalt. „Trockeneis heißt so, weil es nicht schmilzt, sondern verdampft“, erklärt Mienert, bevor er hinzufügt, „und es kann singen.“ Dann drückt er das Eis gegen eine Metallschüssel. Sofort ertönt ein Quietschen. Furchtbar, finden die Kinder. „Ich habe nie gesagt, dass es Talent hat“, sagt der Fachmann.

Kohlendioxid haben die MPI-Mitarbeiter außerdem dabei... Das kann jeder auch ganz leicht selber machen: Prompt atmen alle Kinder einmal kräftig aus. Bernd Mienert hat es aber in gefrorener Form dabei. Ein Bröckchen wirft er in ein Reagenzglas voll Wasser und macht mit dem so entstehenden Nebel kurzerhand eine Kerze aus. „Die braucht zum Brennen Sauerstoff.“ Und den nimmt ihr das Kohlendioxid. Richtig Dampf macht übrigens auch der flüssige Stickstoff, den die Forscher mitgebracht haben. Der wird sogar Minus 196 Grad kalt.

Viele verschiedene Eissorten also – doch am Ende gibt’s für Kinder, OGS-Mitarbeiterinnen und Wissenschaftler noch eine Kugel Vanille. Mit Sahne, Vanillezucker, Vla und flüssigem Stickstoff rühren die Auszubildenden das Eis der leckeren Sorte an. Dabei wabern zuerst kräftige Nebelschwaden aus dem großen Eimer, aber portioniert im Hörnchen schmeckt es ganz hervorragend. Da wundert es nicht, dass Justin (8) und Nicole (9) dieser Teil der Experimentierstunde am besten gefallen hat. Dass Chemiker so etwas können, hätten sie nicht gedacht. Vielleicht sind sie ja jetzt auf dem Geschmack gekommen und gehen später selbst in die Forschung...

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