Selbsthilfegruppe

Selbsthilfegruppen & Treffs

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45468 Mülheim an der Ruhr

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Guttempler Gemeinschaft Humanitas – Unterstützung bei einem alkoholfreien Leben

Die Guttempler sind ein Verein, dessen Mitglieder bewusst abstinent leben und Alkohol- und Suchtkranken sowie deren Angehörigen Unterstützung beim Umgang mit der Sucht anbieten. Die Mülheimer Guttempler Gemeinschaft „Humanitas“, die eng mit dem Ambulatorium des Diakonischen Werkes kooperiert, bietet neben wöchentlichen Treffen für Vereinsmitglieder (montags um 19.30 Uhr) auch Gesprächsgruppen für frisch abstinent Lebende (montags, 18 Uhr), für Frauen (erster Donnerstag im Monat, 18 Uhr) und für Mitbetroffene (letzter Montag im Monat, 18 Uhr) an. Alle Treffen finden in Räumen an der Prinzeß-Luise-Straße 115 statt.

„Nomen est omen“ wussten schon die alten Römer. Auch die Menschen, die 1983 den Mülheimer Ableger der Guttempler gründeten, wollten mit dem Namen ihrer Stadtgruppe  ein Zeichen (auf Latein) setzen: Gemeinschaft „Humanitas“ heißt der lokale Zusammenschluss, was sich laut Duden mit „Menschlichkeit“ und „Menschenliebe (als Grundlage des Denken und Handelns)“ übersetzen lässt. Eben diese Grundeinstellung gilt auch noch 35 Jahre später: Die Guttempler Mülheim wollen Alkohol- und Suchtkranke dabei unterstützen, „wieder ins normale Leben zu kommen“, wie Udo Hölzner sagt. Damit meint der Vorsitzende der lokalen Gemeinschaft ausdrücklich ein alkoholfreies Leben; denn Abstinenz ist Grundvoraussetzung für die Mitgliedschaft im Verein der Guttempler.

Diese klare Vorgabe war es, die Udo Hölzner einst zu den Guttemplern brachte: „Wischiwaschi liegt mir nicht. Ob alkoholkrank oder nicht, wer bei uns Mitglied sein möchte, lebt alkoholfrei.“ Der Mülheimer Vorsitzende ist überzeugt, dass dies für Abhängige die einzige Möglichkeit ist, mit ihrer Krankheit umzugeben. Er spricht aus Erfahrung, wenn er sagt: „Ein Alkoholkranker kann nicht kontrolliert trinken.“

Zielgruppen-orientierte Angebote

Bei den Mülheimern und Mülheimerinnen scheinen solche klaren Ansagen gut anzukommen: Die Gemeinschaft Humanitas gehört zu den größten im nordrhein-westfälischen Landesverband. Deshalb haben die Verantwortlichen entschieden, auf verschiedene Zielgruppen zugeschnittene Angebote zu machen. „Das Zentrum des Ganzen ist die Gemeinschaft Humanitas“, erläutert Brigitta Wiegand, aktives Mitglied bei den Guttemplern.

An jedem Montag trifft sich die Gemeinschaft um 19.30 Uhr in Broich. Die Abende stehen stets unter einem speziellen Thema. „Suchtdruck“ kann da ebenso besprochen werden wie „Alkohol in Lebensmitteln“. Doch es werden auch „Lach- und Sachgeschichten“ erzählt oder man trifft sich zum „Filmabend“. Regelmäßig sind Referenten eingeladen – auch Fachkräfte des Ambulatoriums der Mülheimer Diakonie sind immer wieder zu Gast. Die Zusammenarbeit der Beratungs- und Behandlungsstelle mit den Guttemplern ist eng, wissen die Fachkräfte des Diakonischen Werkes doch, wie wichtig der Austausch für Abhängige ist. Und so betont Brigitta Wiegand auch: „Wenn jemandem etwas auf der Seele liegt und er darüber sprechen möchte, hat das immer Vorrang.“ In Krisensituationen will die Gemeinschaft Betroffene auffangen, bevor es vielleicht zum Rückfall kommt.

Auseinandersetzung mit dem Suchtverhalten

„Deshalb“, sagt Brigitta Wiegend, „halten wir die Auseinandersetzung mit dem eigenen Suchtverhalten wach.“ Damit erarbeite sich jeder das Rüstzeug, um sich im Alltag zu behaupten und in einer Gesellschaft zurechtzufinden, die alles anderes als alkoholfrei ist und Alkoholkranken noch immer mit Vorurteilen begegnet. Daher findet Brigitta Wiegand es wichtig zu vermitteln: „Ich muss mich ändern, meine Haltung, mein Selbstgefühl, mein Auftreten. Ich muss das ändern, weil ich die Gesellschaft nicht ändern kann.“ Udo Hölzner betont, dass Suchtkranke sich mit sich selbst auseinandersetzen müssten: „Es ist wichtig, dass ich mich kennenlerne und abschätzen kann, was ich mir zutrauen kann. Nur dann kann ich aus Überzeugung Nein zum Alkohol sagen.“

Auch nach Jahren und Jahrzehnten der Abstinenz sei das wichtig. Allerdings verändern sich mit den Lebensumständen die Themen, die die Menschen bewegen. Udo Hölzner: „Menschen, die frisch aus der Sucht kommen, können mit jemandem, der 30 Jahre trocken ist, nichts anfangen.“ Damit „alle auf demselben Level reden“, organisieren die Guttempler immer montags um 18 Uhr eine „Gesprächsgruppe“ für Alkoholkranke, die am Anfang ihrer Abstinenz stehen. „In dieser Gruppe, die aus bis zu zehn Leuten besteht, geht es um persönliche Befindlichkeiten: Wie geht es mir? Wie war meine Woche? Da arbeitet man sich ganz eng an der nassen Phase entlang. Jeder wird aufgefordert, von sich zu berichten“, erklärt Brigitta Wiegand. Diese Selbsthilfegruppe steht allen offen; eine Mitgliedschaft bei den Guttemplern ist keine Voraussetzung.

Gleiches gilt für die Frauengruppe, die an jedem ersten Donnerstag im Montag um 18 Uhr stattfindet. „Wir haben festgestellt, dass Frauen in der großen Gruppe zurückhaltender sind. Sie nehmen ihre Probleme lieber wieder mit nach Hause nehmen als dort zu sprechen“, so Brigitta Wiegand. In der Frauengruppe könnten sie sich „trainieren“ und Selbstbewusstsein gewinnen. Zudem seien die  Themen, die Frauen beschäftigen, andere. Die Gruppe steht weiblichen Betroffenen und Mitbetroffenen gleichermaßen offen. Unter sich bleiben Angehörige von Alkohol- und Suchtkranken jedoch bei der „Mitbetroffenengruppe“, die sich immer am letzten Montag eines Monats um 18 Uhr trifft.

Alle Gruppenangebote finden an der Prinzeß-Luise-Straße 115 statt.

Alkoholfreie Freizeitgestaltung

Ergänzt werden diese Treffs und Gesprächsgruppen durch Angebote, die teils gemeinsam mit dem Guttempler-Bildungswerk organisiert werden. Wochenendseminare, die auch (Ehe-)Partner(inne)n und Kindern offen stehen, gehören beispielsweise dazu. Doch auch Freizeit wird gemeinsam gestaltet – so nahmen die Mülheimer Guttempler bereits mehrfach am Drachenbootrennen teil. „Viele Menschen vereinsamen in ihrer Sucht“, sagt Udo Hölzner. „Deshalb ist es uns wichtig, da anzusetzen. Dazu kooperieren wir auch mit anderen Akteuren aus der Suchtselbsthilfe. Wir verstehen uns als Teil eines Netzwerks in Mülheim. Letztlich machen wir alle denselben Job und möchten alkoholkranken Menschen helfen.“ Die Guttempler Mülheim heißen nicht umsonst „Gemeinschaft Humanitas“.

Weiteres zu den Mülheimer Guttemplern, ihrem Angebot und Ansprechpartner(inne)n ist im Internet unter
www.guttempler-muelheim.de zu finden.