Gemeinsam Nahtstellen glätten

Offene Ganztagsschule

Ein Angebot des Diakonischen Werkes
im Evangelischen Kirchenkreis An der Ruhr

Hagdorn 1a
45468 Mülheim an der Ruhr    [auf Karte anzeigen]

Das Diakonische Werk ist erreichbar:
montags, dienstags, freitags: 7.30 - 16.30 Uhr
mittwochs: 7.30 - 13 Uhr
donnerstags: 7.30 - 18 Uhr

Ansprechpartner:

Birgit Hirsch-Palepu, Leiterin Abteilung Soziale Dienste
Tel.: (0208) 3003-225
E-Mail: hirsch-palepu[at]diakonie-muelheim.de

Michael John, OGS-Koordination
Tel.: (0208) 3003-213
E-Mail: john[at]diakonie-muelheim.de

Olaf Thane, Koordination Jugend- und Familienhilfe
Tel.: (0208) 3003-258
E-Mail: thane[at]diakonie-muelheim.de



Modellprojekt förderte die Zusammenarbeit der OGS und der Jugend- und Familienhilfe

Lehrer und andere am Schulalltag beteiligte pädagogischen Fachkräfte erleben sie immer wieder: die Verzweiflung von Eltern verhaltensauffälliger Kinder. Das kann zur Belastung für die Kinder und die Erwachsenen werden, die alle Kräfte raubt. „Die Eltern schütten uns ihr Herz aus, die schreien förmlich nach Hilfe“, sagt Gabriele Ripholz, die die Städtische Gemeinschaftsgrundschule „Barbaraschule“ leitet. Doch tatsächlich Hilfe von Fachstellen holen sich die wenigsten, weiß Ripholz. Vorbehalte sind ein Grund, Scham und die große Eltern-Angst: „Die nehmen mir mein Kind weg.“ Eben diese Schnittstellen zu glätten und Ängste abzubauen, ist das Ziel des Modellprojekts „Hilfe zur Erziehung und erzieherische Förderung in der Offenen Ganztagsschule“ (OGS) der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe, das durch das Institut für Soziale Arbeit (ISA) wissenschaftlich begleitet wurde. Das Diakonische Werk im Evangelischen Kirchenkreis An der Ruhr nahm als einer von nur sechs Standorten daran teil und entwickelte gemeinsam mit Schulen zwei Praxisansätze.

Der hohe Synergieeffekt entstand direkt durch das Diakonische Werk. Denn der Mülheimer Wohlfahrtsverband ist nicht nur Träger verschiedener OGS-Gruppen, sondern unterstützt Eltern wie Kinder durch (Beratungs-)Angebote der Jugend- und Familienhilfe (JFH). Nur einmal den Flur entlang müssen JFH-Koordinator Olaf Thane und OGS-Koordinator Michael John, um sich auszutauschen – dennoch arbeiteten beide Bereiche lange unabhängig. Das zu ändern war das Ziel von Birgit Hirsch-Palepu, die die Abteilung Soziale Dienste leitet, der beide Arbeitsfelder zugeordnet sind: „Wir müssen die Nahtstellen glätten, um zielgerichteter helfen zu können.“ Konkrete Praxismodelle, so ihr Ziel, sollten entwickelt und in der Praxis getestet werden.

Neben der Barbaraschule war die Wilhelm-Busch-Schule als Partner mit im Boot. Gemeinsam mit dem Pädagogen-Team wurde überlegt, welche Unterstützung für den Standort am wichtigsten ist. Die Erfahrung mit Eltern, die keine Einrichtungen der Jugend- und Familienhilfe aufsuchen, führte an der Barbaraschule dazu, dass die Jugend- und Familienhilfe letztlich in die Grundschule kam. Dies wurde flexibel und nach Bedarf gestaltet. „Auf Zuruf“, sagt Olaf Thane, traf er in Dümpten Eltern zum Beratungsgespräch. Zudem war er fester Ansprechpartner für Lehrer, die sich etwa mit Fragen nach Zuständigkeiten an ihn wendeten. Diese schnelle, unbürokratische Unterstützung fruchtete. „Ich hatte das Gefühl, dass wir so gut Druck von der Schule nehmen konnten“, sagt Thane.

Ein anderer Weg wurde an der Wilhelm-Busch-Schule eingeschlagen und vor allem die Zusammenarbeit zwischen den Lehrerinnen der Förderschule und den pädagogischen Fachkräften der OGS gefördert. Denn beide lernen die Kinder und Eltern gut, aber in unterschiedlichen Systemen kennen. Elterngespräche werden nun gemeinsam vorbereitet und geführt. Auch für die Eltern habe das einen positiveren Ansatz, sagt Unterstufenkoordinatorin Britta Lesch: „Eltern, Lehrerinnen, Sozialarbeiterinnen/Erzieherinnen – wir sind drei Experten für das Kind.“ Die OGS-Mitarbeitenden könnten in solchen Gesprächen eine Vermittlerrolle übernehmen, weil sie „frei von schulischen Zwängen sind“, wie Britta Lesch es nennt. Dennoch sei es laut Lesch wichtig, „ihre Professionalität zu sehen und einfließen zu lassen“. Ergänzt wurde das durch Fortbildungen, die über „Hilfen zur Erziehung“ informierten.

Beide Modelle bewährten sich in der Praxis. Schulleiterin Gabriele Ripholz ist überzeugt: „Das   ist ein Weg der zukunftsträchtig ist, nicht nur für OGS, sondern für Schule insgesamt.“ Dieser Aussage schließt sich Birgit Hirsch-Palepu voll und ganz an: Durch ihre unterschiedlichen Ansätze ließen sich die Modelle auch auf andere Standorte übertragen.

Das Projekt hat gezeigt, wie fruchtbar die Vernetzung zwischen den Akteuren der OGS und der Jugendhilfe verlaufen kann. „Ich freue mich, dass die Stadt Mülheim das Projekt in den vergangenen zwei Jahren unterstützt und begleitet hat“, sagt Sozialdezernent Ulrich Ernst.

Für die Stadt waren Tobias Klempel vom Kommunalen Sozialen Dienst (KSD) des Sozialamts und Minka Gerent vom Amt für Kinder, Jugend und Schule eingebunden.

Das Projekt endete im Januar nach zweijähriger Laufzeit, die gemachten Erfahrungen sollen nachhaltig genutzt werden. Birgit Hirsch-Palepu hofft, dass sie in die Fortschreibung des Rahmenkonzeptes OGS einfließen. Damit die Hilfen, die da sind, auch wirklich bei Kindern und Eltern ankommen.

Julia Blättgen, März 2013