Jugendmigrationsdienst Mülheim

Eine Einrichtung des Diakonischen Werkes
im Ev. Kirchenkreis An der Ruhr

Hagdorn 1a
45468 Mülheim an der Ruhr   [auf Karte anzeigen]

Das Diakonische Werk ist erreichbar:
montags, dienstags, freitags: 7.30 - 16.30 Uhr
mittwochs: 7.30 - 13 Uhr
donnerstags: 7.30 - 18 Uhr

Ansprechpartner:
Maria Rasusch
Tel.: (0208) 3003-275
Fax: (0208) 3003-233
E-Mail: rasusch[at]diakonie-muelheim.de

Sprechzeiten: montags 9 - 13 Uhr, donnerstags 15 - 18 Uhr, freitags 9 - 12 Uhr und nach Vereinbarung

Dennis Ginzburg
Tel: (0208) 3003-257
Fax:(0208) 3003-233
E-Mail: ginzburg[at]diakonie-muelheim.de

Sprechzeiten: montags 11 - 15 Uhr, mittwochs 11 - 15 Uhr, freitags 11 - 15 Uhr und nach Vereinbarung

» Infoseite des JMD Mülheim auf dem JMD-Portal



Wir brauchen eine Willkommenskultur

Ein Interview mit der Leiterin des Jugendmigrationsdienstes des Diakonischen Werkes Maria Rasusch.

Das Angebot hat sich dem Bedarf angepasst – und wurde deshalb kontinuierlich erweitert. Begonnen hat es mit Deutschkursen für junge Migranten zwischen 18 und 27 Jahren. Inzwischen gibt es auch Sprachkurse für Ältere, berufsbegleitende und berufsvorbereitende Sprachkurse, Kurse für Eltern, Bewerbungstraining und Kinderbetreuung. Der Jugendmigrationsdienst (JMD) des Diakonischen Werkes unterstützt Migranten dabei, sich eine Zukunft in Deutschland aufzubauen. Seit 2005 begleitet JMD-Leiterin Maria Rasusch diesen Prozess in Mülheim intensiv. Dazu wurde sie für den Gemeindebrief der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde (VEK) befragt.


Frau Rasusch, was brauchen Migranten, die gerade angekommen sind?

Informationen über das Land, in das sie gezogen sind. Alles ist für sie fremd, und auch, wenn sie sich vorher theoretisch informiert haben, kennen sie sich in der Wirklichkeit nicht aus. Migranten brauchen jemanden, der ihnen zeigt, welchen Weg sie gehen können und was möglich ist. Das ist das, was wir beim JMD machen: Begleitung auf dem Weg zur Integration.

Dies klingt sehr grundsätzlich. Gibt es Unterschiede in der Begleitung?

Es kommen hochqualifizierte Leute, Ärzte und Ingenieure, es kommen aber auch Analphabeten. Wir gucken mit den Menschen, was für sie wichtig und möglich ist. Letztlich geht jeder seinen eigenen Weg. Es gibt viele Migranten, die sich sehr schnell und erfolgreich integrieren, bei denen alles reibungslos verläuft. Dennoch brauchen alle am Anfang erst einmal Orientierung und das Gefühl, willkommen zu sein. Die Willkommenskultur ist sehr wichtig.

Was meinen Sie mit Willkommenskultur?

Die gibt es auf verschiedenen Ebenen. Aber im alltäglichen Leben bedeutet das einfach, Migranten freundlich zu empfangen, sie willkommen zu heißen. Menschen, die plötzlich alles Vertraute verlassen und neu anfangen, tun das nicht ohne Grund. Sie setzen große Hoffnungen in diesen Schritt, und sie kommen mit dem Wunsch, sich hier etwas aufzubauen und zur Gesellschaft beizutragen. Die meisten Menschen geben sich viel Mühe, und wir sollten uns die Mühe machen und uns in sie hineinversetzen. Willkommenskultur bedeutet zum Beispiel, sprachliche Fehler zu verzeihen. Migranten brauchen das Verständnis und die Unterstützung der Menschen, die hier leben.

Gibt es diese Willkommenskultur?

Es gibt sie öfter, als dass es sie nicht gibt. Aber sie muss noch verbessert werden. Sonst führt die Enttäuschung, dass sie keine Hilfe erfahren haben, zu Abgrenzung und zum Rückzug in die eigene Sprache und Kultur. Dann scheitert die Integration. Wir beim JMD sind für die Menschen zuständig, deren Asylantrag angenommen wurde. Sie bleiben auf jeden Fall hier. Da ist es wichtig, sie zu unterstützen. Sie brauchen unsere Hilfe.

Und sie brauchen Deutschkurse?

Ja. Ich bin überzeugt, dass sie das Einzige sind, das zur Integration hilft. Es hilft nicht, Migranten Kleider oder Möbel oder Geld zu geben. Das ist nichts Langfristiges. Man muss ihnen helfen, sich selbst zu helfen.

Und diese Hilfe wird immer mehr genutzt. JMD und Integrationsfachschule wachsen...

Das tut sie; sie wachsen erstaunlich. Im Jahr 2012 haben 156 Migranten bei uns ihren Abschluss gemacht und zugleich rund 120 neue angefangen. Wir sind froh, dass wir Räume im Martin-Luther-Haus nutzen können; wir brauchen den Platz. Im MaLu wird ein Sprachkurs für Altenpfleger abgehalten, die bereits im Ev. Krankenhaus arbeiten, und ein Kurs für Migranten, die auf die Arbeit in der Altenpflege vorbereitet werden. Außerdem halten wir dort Kurse für junge Migranten ab, die ganz frisch in Deutschland sind, und einen Abendkurs für Auszubildende, die neben ihrer Arbeit in der Altenpflege Deutsch lernen. Fachkräfte in diesem Bereich werden gesucht, damit erarbeiten sich die Migranten gute Zukunftschancen. Und das ist was sie brauchen.

 

Julia Blättgen, Mai 2013