Ambulatorium

Ein Angebot des Diakonischen Werkes
im Evangelischen Kirchenkreis An der Ruhr

Althofstraße 4
45468 Mülheim an der Ruhr    [auf Karte anzeigen]

Offene Sprechstunde:
montags: 14 - 16 Uhr
Sollten Sie an diesem Termin nicht kommen können, vereinbaren wir gerne einen anderen Termin für das Erstgespräch.

Bürozeiten: montags bis freitags: 8 - 12 Uhr

Ansprechpartner und Terminabsprache:

Heiko Mittelhockamp, Abteilungsleiter

Anke Meyer, Dipl. Sozialarbeiterin
Ute Niewendick, Dipl. Psychologin
Krystyna Schydlo, Dipl. Sozialarbeiterin

Dr. Maximilian Meessen, Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Gudrun Jäke, Verwaltung

Tel.: (0208) 3003-223
Fax: (0208) 3003-226
E-Mail: ambulatorium[at]diakonie-muelheim.de



Durch Zufall zur Sucht

Heiko Mittelhockamp ist neuer Leiter des Ambulatoriums

Zur Sucht kam Heiko Mittelhockamp durch Zufall. „Wie die Jungfrau zum Kinde“ nennt es der 45-Jährige selbst. Doch Zufallsbegegnungen zeigen oftmals unerwartete Wege auf. Den Sozialarbeiter führte das in die Suchtarbeit und zu einer Zusatzausbildung zum Sozialtherapeuten – und letztlich von seiner Heimatstadt Gelsenkirchen nach Mülheim. Heiko Mittelhockamp ist neuer Leiter des Ambulatoriums, der Beratungs- und Behandlungsstelle für Alkohol- und Medikamentenabhängige, deren Angehörige und Spieler.

Herr Mittelhockamp, wie ist Ihr beruflicher Werdegang?
Ich bin seit 14 Jahren in der Suchtarbeit und habe bisher stationär in verschiedenen Kliniken als Einzel- und Gruppentherapeut in der Entzugs- und Motivationsarbeit und vor allem im der stationären Rehabilitation gearbeitet – mit Menschen, die von sogenannten illegalen und legalen Drogen abhängig sind. Was mich immer schon interessiert hat, sind psychologische Hintergründe, wie Menschen so ticken. Das war auch der Grund, warum ich bei der Suchtarbeit geblieben bin – oder: zurückgekommen bin. Denn zwischenzeitlich habe ich etwas ganz anderes gemacht: PR in einem Musik-Verlag nämlich.

Warum haben Sie sich letztlich wieder für die Suchtarbeit entschieden?
Mir macht die Arbeit mit den Klienten Spaß und Menschen dabei zu helfen, ihr Potenzial auszuschöpfen, Ziele zu entwickeln und zu erreichen.

Sie haben vorher stationär gearbeitet. Das Ambulatorium hat das ambulant schon im Namen. Was reizt Sie an der neuen Aufgabe?
Natürlich ist die Dynamik eine andere. Aber mich hat gereizt, Menschen weiter zu begleiten. Außerdem ist die Vielfalt eine Herausforderung, auf die ich mich freue; meine Aufgaben hier sind ja nicht nur rein therapeutisch. Ich denke aber, dass das Grundsätzliche in der ambulanten und der stationären Arbeit identisch ist: Es geht nicht darum, sich auf Schwierigkeiten zu konzentrieren, sondern das Positive zu sehen. Diesen Ansatz, der mir sehr wichtig ist, verfolgt auch das Team des Ambulatoriums. Man guckt nach den Ressourcen, die jeder Mensch hat, und wie er sie ausschöpfen kann.

Das Ambulatorium berät auch Spieler. Haben Sie für diesen Bereich Pläne?
Das Fernziel ist, das Ambulatorium als Fachstelle auszubauen. In der täglichen Arbeit zeigt sich der Bedarf dafür sehr deutlich. Viele Leute wenden sich mit dieser Problematik an uns. Ziel ist, dieses Angebot auszubauen und den guten Kontakt, den es etwa zur Spielerselbsthilfegruppe gibt, weiter zu pflegen.

Sie haben Menschen betreut, die illegale Drogen konsumierten. Unterscheidet sich die Arbeit von der mit Alkoholabhängigen?
Es gibt stets Parallelen in der Sucht – die Hintergründe beispielsweise sind ähnlich: die Unzufriedenheit mit sich selbst, das Verdrängen von Problemen. Doch die Suchtstoffe unterscheiden sich und damit auch die Rahmenbedingungen, die ein Süchtiger mitbringt. Beschaffungskriminalität etwa ist bei Alkohol eher kein Thema.

Aber kann nicht gerade die Tatsache, dass Alkohol legal ist, eine dauerhafte Abstinenz erschweren?
Natürlich. Rausch ist in unserer Gesellschaft ja nicht grundsätzlich negativ besetzt. Man muss nur zum Griechen essen gehen: Da gibt es zum Essen immer einen Schnaps. Alkohol ist Teil unserer Kultur, besonders im Ruhrgebiet mit seinen Trinkhallen. Grundsätzlich ist das alles ja auch okay, aber es erhöht die Herausforderung, wenn man einen anderen Weg gehen und anders leben will.

Ist die Gesellschaft bei dem Thema noch nicht aufgeschlossener?
Ich persönlich glaube, dass die Gesellschaft offener geworden und das Stigma „Alkoholiker“ kleiner geworden ist. Aber das ändert nichts an dem Empfinden der Betroffenen selbst: Die Scham und die Peinlichkeitsgrenze hat sich nicht geändert.

Wie finden Sie Ausgleich zum Beruf? Haben Sie Hobbys?
Die Musik ist immer noch meine Leidenschaft. Ich singe in einer Rock’n’Roll-Band. Außerdem mache ich unwahrscheinlich gerne Sport: Joggen, Radfahren, Wandern. Früher habe ich auch mal Fußball gespielt. Als gebürtiger Gelsenkirchener bin ich natürlich Schalke-Fan. Außerdem verreisen meine Frau und ich sehr gerne. Wir lernen gerne fremde Kulturen kennen und beschäftigen uns mit anderen Sprachen. Momentan hat es uns die USA angetan, Kalifornien gefällt uns besonders gut. Aber man muss ja gar nicht so weit gehen. Als Kind des Ruhrgebiets weiß ich, dass es auch hier sehr schöne Ecken gibt.