Ambulante Gefährdetenhilfe

Ein Angebot des Diakonischen Werkes im
Evangelischen Kirchenkreis An der Ruhr

Auerstraße 47 - 49
45468 Mülheim an der Ruhr     [auf Karte anzeigen]

Tel.: (0208) 30245-0
E-Mail: agh[at]diakonie-muelheim.de

Sprechzeiten:
montags bis freitags: 9 - 12.30 und 14 - 16 Uhr
und nach Vereinbarung

Ansprechpartner:

Andrea Krause, Dipl.- Sozialarbeiterin / Abteilungsleiterin
Tel.: (0208) 30245-15

Peter Sinz, Dipl.- Sozialpädagoge / Stellv. Abteilungsleiter
Tel.: (0208) 30245-12

Patrick Bahr, Dipl.- Sozialarbeiter
Tel.: (0208) 30245-16

Katrin Nicklasch, Verwaltung / Zentrale
Tel.: (0208) 30245-0



Ehrenamt: Friseurinnen engagieren sich für die Wohnungslosenhilfe

Einmal im Quartal wird die Hygienestation zum Salon: Die Friseurinnen Tanja Paulus und Manuela Walter kommen regelmäßig in die Räume der Ambulanten Gefährdetenhilfe, die sich um wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen kümmert, und bringen in Rollköfferchen einen mobilen Friseursalon mit. Scheren und Schutzumhang, Brüsten und Kamm, Fön und Rasierer im Gepäck, schneiden sie Klienten und Klientinnen der Abteilung des Diakonischen Werkes ehrenamtlich die Haare. „Selbstverständlich“ nennen Tanja Paulus und Manuela Walter ihr Engagement; doch weiß das Team der Ambulanten Gefährdetenhilfe, dass dieser Einsatz etwas Besonderes und für die von ihren betreuten Menschen eine Bereicherung ist.

Kurz oder lang sind beim Friseur nicht das Problem – die wahre Gewissensfrage liegt in der Mitte: „Sind die Haare noch lang genug für einen Pferdeschwanz?“ Die Antwort von Friseurmeisterin Tanja Paulus ist in diesem Fall eindeutig: „Nein, die kannst du dann nicht mehr zusammen machen.“ Dennoch rät die Fachfrau zum kinnlangen Bob. Die Argumente – pfiffig, pflegeleicht und mit Spangen leicht aus dem Gesicht zu halten – überzeugen die Kundin und schon fallen die ersten Haare. Gegenüber werden derweil nur die Spitzen geschnitten. Friseurin Manuela Walter bringt eine Kurzhaarfrisur wieder in Form. Es wird gelacht und geplaudert, von Familie, Freunden und Alltäglichem erzählt; und in dem Moment erlebt man den feinen Unterschied, den Tanja Paulus meint, wenn sie sagt: „Die Leute sollen sich hier fühlen wie beim Friseur und nicht als würden ihnen die Haare geschnitten.“ Ein Wohlfühl-Termin soll es sein, eine Gelegenheit für die Kund(inn)en , „etwas für sich zu tun“.

Aha-Erlebnis bei der Premiere

Das kommt im Alltag häufig zu kurz, weiß Andrea Krause, die Leiterin der Ambulanten Gefährdetenhilfe der Mülheimer Diakonie. Sie erinnert sich noch genau an das „große Aha-Erlebnis“, das der erste Friseurtermin im Jahr 2011 mit sich brachte, an den Unterschied, den ein Haarschnitt machte – im Aussehen, aber auch für das Selbstbewusstsein, das Selbstwertgefühl. Für ihre Klientinnen und Klienten, berichtet Andrea Krause, ist es teils ein großer Schritt, auf dem Stuhl Platz zu nehmen und sich den Umhang umlegen zu lassen. „Deshalb sind wir Frau Paulus und Frau Walter sehr dankbar, dass sie zu uns kommen und die Wege für unsere Klienten kurz halten. Niederschwelliger kann so ein Angebot nicht sein“, sagt Andrea Krause, wohlwissend, dass einige Menschen diese Schwelle dennoch nicht überschreiten.

Tanja Paulus und Manuela Walter haben an diesem Vormittag in der Adventszeit trotzdem genug zu tun: 19 Kunden haben sich angemeldet. Ein voller Terminkalender, doch die Damen nehmen sich Zeit für jeden. Man merkt, es sind eine Reihe Stammkunden darunter. Man kennt sich, spricht über Privates – so wie es beim Friseur eben ist. „Man hört die Lebensgeschichten der Menschen und bekommt einen sehr persönlichen Einblick“, sagt Tanja Paulus und dass das ihren Blick auf ihr eigenes Leben verändert hat. Dem stimmt auch Manuela Walter zu: „Man ärgert sich oft über Kleinigkeiten, aber hier merkt man immer, was wirklich wichtig ist.“ Beide betonen, dass sie ihr ehrenamtliches Engagement selbst als Gewinn empfinden. Jedoch stoßen sie damit oftmals auf Unverständnis, berichtet Tanja Paulus, die in Speldorf einen Salon hat: „Ich habe im Freundes- und Kundenkreis negative Reaktionen bekommen und gemerkt, wie viele Vorurteile es gibt und wie schnell unsere Gesellschaft Menschen abtut.“ Dem möchte sie sich bewusst entgegenstellen. „Es ist toll, dass wir mit so einer Kleinigkeit Menschen helfen können“, sagt Manuela Walter, die sich als „mobile Friseurin“ selbstständig gemacht hat.

Langjähriges Engagement

Für das Team der Ambulanten Gefährdetenhilfe ist dieses Engagement jedoch alles andere als eine „Kleinigkeit“. Dass Manuela Walter und Tanja Paulus ihren freien Tag nutzen, um sich für die von ihnen betreuten Menschen einzusetzen, nennt Andrea Krause einen „großen Gewinn“ und betont die jahrelange Zusammenarbeit mit den zwei selbstständigen Friseurinnen. „Wir freuen uns sehr, dass die beiden uns bereits so lange unterstützen.“