Matthäus Bothor

Diakonie

Diakonisches Werk
im Evangelischen Kirchenkreis An der Ruhr

Hagdorn 1a
45468 Mülheim         [auf Karte anzeigen]

Tel.: (0208) 3003-277
Fax: (0208) 3003-280
E-Mail: gst[at]diakonie-muelheim.de

Öffnungszeiten:
montags, dienstags, freitags: 7.30 - 16.30 Uhr
mittwochs: 7.30 - 13 Uhr
donnerstags: 7.30 - 18 Uhr



Freiwilliges Soziales Jahr: Erfahrungen, die prägen

Zeit überbrücken wollte Matthäus Bothor ursprünglich und die Wartesemester zwischen Schulabschluss und Studium mit etwas Sinnvollem füllen. Für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) entschied er sich damals – und letztlich waren es die praktischen Erfahrungen, die er in einer Offenen Ganztagsgrundschule (OGS) des Diakonischen Werkes sammelte, die seine berufliche Zukunft nachhaltig prägten. Wie genau – das berichtet der Erzieher im Anerkennungsjahr im Interview. Denn nach seinen positiven Erfahrungen möchte er für das FJS werben.


Wie kam es, dass Sie ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht haben?

Matthäus Bothor: Ich wollte nach dem Abi gerne Lehramt studieren, habe allerdings keinen Studienplatz bekommen. Mir war es aber wichtig, keine Pause zu machen, sondern die Wartesemester sinnvoll zu nutzen. So bin ich aufs FSJ gekommen. Ich habe mich beim Diakonischen Werk beworben, weil die Mülheimer Diakonie Träger vieler Offener Ganztagsgrundschulen in Mülheim ist. Da konnte ich in den Schulalltag hineinschnuppern und mit Kindern arbeiten.  Und das war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte, denn das FSJ hat ganz viel mit mir gemacht.

Was denn?
Für mich war das eine ganz neue und prägende Erfahrung: Ich war gerade aus der Schule raus und habe plötzlich ganz viel Verantwortung bekommen. So wie ich mein FSJ erlebt habe, war ich nie irgendein Praktikant, sondern vollwertiges Mitglied eines Teams, das ernst genommen wurde. Ich hatte das Gefühl, die Arbeit hautnah kennenzulernen und einen authentischen Einblick in diesen Beruf zu bekommen – in einen Bereich, der mir vorher ganz fremd war.

Und weil Ihnen das so gut gefallen hat, haben Sie sich entschieden, Erzieher statt Lehrer zu werden?
Nicht sofort. Ich habe nach dem FSJ tatsächlich auf Lehramt studiert, Englisch und Philosophie für Gesamtschule. Aber in den fünf Semestern habe ich gemerkt, dass ich kein Student bin. Rückblickend denke ich, dass ich für ein Studium mit all seinen Freiheiten noch nicht bereit war. Ich konnte mich noch nicht selbst organisieren. Ich habe mich damals entschieden, das Studium zu beenden. Das habe ich Herrn Michael John mitgeteilt. Er leitet die Abteilung „Soziale Dienste 3 – Schulprojekte“, zu der ich während meines Studiums weiterhin Kontakt hatte. Und Herr John hat mich da gefragt: ,Wie wär’s denn mit Erzieher?‘

War das etwas, das Sie vorher schon in Erwägung gezogen haben?
Ja, weil mir die Arbeit in meinem FSJ so viel Spaß gemacht hat. Aber es gibt gegen den Beruf viele Vorurteile und Bedenken, die ich selbst hatte und die auch von meinen Eltern und Freunden kamen. So nach dem Motto: Dafür hast du Abi gemacht. Und männliche Erzieher sind ja immer noch die Ausnahme. Aber ich bin froh, dass ich mich zu der Ausbildung entschlossen habe, weil der Beruf genau das ist, was mir liegt. Das haben inzwischen auch alle anderen gemerkt.

Sie sind gerade in Ihrem Anerkennungsjahr. Was bedeutet das?
Die Erzieherausbildung besteht aus zwei Jahren schulischer Ausbildung, in denen man immer wieder Praktika macht, im ersten Ausbildungsjahr im Kindergarten und im zweiten Jahr in einem Angebot für ältere Kinder, wie in einer OGS oder Jugendeinrichtung. Danach folgt das Anerkennungsjahr, das mit einem Referendariat vergleichbar ist. Man ist ein Jahr lang in einer Einrichtung und erhält währenddessen wöchentlich Aufgaben, die man in der Praxis umsetzen muss. Das muss man alles dokumentieren und auch die eigene Rolle reflektieren. Hinzu kommen drei bis vier Lehrerbesuche, die benotet werden. Das sind jeweils Aktionen mit den Kindern, die man selbst planen muss. Das ist schon viel, aber es macht Spaß. Und ich bin froh, dass ich mein Anerkennungsjahr in einer OGS des Diakonischen Werkes machen kann. Nicht nur, weil ich gemerkt habe, dass mir die Arbeit mit Schulkindern mehr liegt als die mit Kindern im Kindergartenalter. Das Team der Diakonie hat mich immer gut unterstützt und dafür bin ich dankbar.

Sie können ein Freiwilliges Soziales Jahr also empfehlen?
Absolut. Ich finde jeder, der beruflich in den sozialen Bereich möchte, sollte eins machen. Man bekommt einfach ehrliche Einblicke in die Praxis und kann in die Arbeit hineinschnuppern. Und auch, wer beruflich eher in einen anderen Bereich möchte, macht unschätzbare Erfahrungen.